6.3.
Benutzerfreundlichkeit
Im Idealfall wird auch die Benutzbarkeit eines Produkts getestet,
was allerdings vor allem bei solchen, die es nötig hätten
(Videorekorder, Fax-Geräte etc.) und eben auch im Web leider
allzu selten der Fall ist. Viele ergonomische Probleme werden
entlarvt, sobald man nur ein einziges Mal einen unbedarften Menschen
durch die sorgsam ausgeklügelten Seiten navigieren läßt.
Trotzdem können sich viele Firmen offensichtlich nicht dazu
durchringen, derartige Tests auch wirklich durchführen zu
lassen. (Wenn dem so wäre, würde es auf vielen Websites
anders aussehen.)
Ob das notorische Feedback-Link ("Sagen Sie uns Ihre Meinung
!"), das viele Web-Seiten ziert, hierfür ausreicht, möchte
ich übrigens bezweifeln. Gewiß rühren sich viele
unzufriedene Kund/innen nur, wenn sie sich so massiv ärgern,
daß der hierdurch entstehende Lästerdrang ihre natürliche
Bequemlichkeit mehr als aufhebt - und dann ist es eigentlich schon
zu spät.
Es gibt keine vernünftigen Argumente, die es rechtfertigen
würden, Tests zur Benutzerfreundlichkeit einzusparen. Die
einzig denkbaren sachlichen Begründungen, enge Zeit- und
Kostenbudgets, werden als Nonsens entlarvt, sobald man sich einmal
etwas ernsthafter mit der Materie beschäftigt. Usability-Checks
verbessern nämlich nicht nur die Ergonomie, sie helfen auch
nachweislich, Zeit und Geld zu sparen - unter anderem, weil sie
Entscheidungen vereinfachen, beschleunigen und objektivieren,
die in hochbezahlten Expertengremien ausdiskutiert werden müssen.
Eine ad hoc zusammenkomponierte Website muß sehr viel öfter
korrigiert und umgestaltet werden als eine, bei der die Ergonomie
von Beginn an kontrolliert wird. Obwohl auch diese Fakten seit
langem bekannt sind, werden sie bedauerlicherweise nur selten
berücksichtigt - zum Leidwesen der Verbraucher.
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